Der leere rechte beige Stuhl bei der Barbara Karlich Show Blog #15

Das wäre meiner gewesen, naja, nicht wirklich meiner, aber der, auf dem ich in der Show hätte Platz nehmen sollen.

Wie das? Kurz vor Weihnachten war ich über facebook angeschrieben worden, ob ich bei der Barbara Karlich Show meine Erfahrungen zu einem spannenden Thema teilen wollte. Bis Anfang Jänner hatte ich mir Bedenkzeit ausgebeten und mit Vorbehalt und Bauchweh dann schließlich zugesagt.  Am Tag der Aufzeichnung, am 22. Jänner 2019 am Nachmittag, war nämlich auch die Lebensweg-Partnerprogramm-Veranstaltung geplant, bei der ich doch unbedingt dabei sein sollte und wollte!
Ich klagte dem Obmann des Vereins, Konrad Friedl, mein Leid und kam dabei drauf, dass ich bei der Show sicher auch die Möglichkeit haben würde, über den Lebensweg zu plaudern. Konrad Friedl meinte, damit würde ich ohne schlechtes Gewissen der Veranstaltung fernbleiben und trotzdem etwas für unser Projekt tun können, und so hab ich der Redakteurin endgültig zugesagt.

10 Tage vor der Aufzeichnung traf ich mich mit Eva, der für die Sendung verantwortlichen Redakteurin (es gibt sage und schreibe achtzehn RedakteurInnen bei der Barbara Karlich Show!) dann im „Ando“ in Wien am Brunnenmarkt zu einem vorbereitenden Gespräch und übergab ihr meine Überlegungen zum Thema auch in einer schriftlichen Zusammenfassung.
Ich nehme solche Medientermine nämlich sehr ernst und überlege mir vorher ganz genau, was ich sagen möchte.

Also kam ich am 22. Jänner 2019 um 13:45 bestens vorbereitet, geschnäuzt und gekampelt (war noch am Vormittag extra beim Friseur meines Vertrauens!) am Küniglberg an und wurde beim Portier von einem sehr netten Crewmitglied der Barbara Karlich Show abgeholt. Nett und freundlich, das sind sie alle, die bei der Produktion dieser Show dabei sind. Im Gästeraum wird man freundlich darauf hingewiesen, sich mit den anderen nicht über das Thema der Sendung zu unterhalten, „sonst redet ihr dann auf der Bühne nichts mehr.“
Die sieben geladenen Gäste werden auf drei Räume aufgeteilt, samt ihren Begleitpersonen, Freunden und Bekannten. Mich hat übrigens Michaela begleitet – nochmals herzlichen Dank!

Kurze Besprechung mit Eva und einem ihrer Kollegen. Formulare ausfüllen.
Dann zur Gewandmeisterin. „Ja passt – ist frühlingshaft genug.“ Dann in die Maske: ein bisserl Make-up, die Hochglanznase mattieren, das kenne ich ja schon von früheren Fernsehauftritten. Danach wieder retour in den Gästeraum.
Eine Aufnahmeleiterin holt mich für die Lichtprobe im Studio ab. Sie kann mir nicht genau sagen, wie viele Personen an der Show mitarbeiten. War ja auch nur so eine Verlegenheitsfrage, um meine Aufregung ein wenig in den Griff zu kriegen.

Im Studio: Der rechte beige Stuhl vom Publikum aus gesehen, das wäre dann meiner, und ich würde im zweiten Teil drankommen. Von rechts würde mein Auftritt erfolgen, und das Auftreten wird dann auch geprobt. Zuerst ein anderer Gast, der schon im ersten Teil der Sendung seinen Auftritt hat.  Dann ich, ich habe das „Achtung auf die Stufe“ der Aufnahmeleiterin im Ohr und gehe beschwingt durch die Schwingtür ins fast leere Studio. Ich setze mich, wie ich meine, sehr elegant hin und lasse das Prozedere des Einleuchtens über mich ergehen. Scheinwerfer neben Scheinwerfer auf der Decke. Ich mag das Bühnenlicht sehr. Das bringt mir zu Bewusstsein, dass ich gleich über das Bühnenwirtshaus und den Lebensweg erzählen werde. Jetzt freue ich mich schon darauf.

Zurück im Gästeraum. Barbara Karlich kommt mit der Redakteurin vorbei, begrüßt uns ganz kurz. Small Talk gegen unsere Nervosität.

Ich schau mir von hier die Aufzeichnung der Sendung an. Ich überlege, was ich von meiner Geschichte streichen könnte, da ich merke, soooo viel Zeit zum Erzählen haben die Gäste doch nicht. Die Gäste erzählen ihre Geschichten.  Bei denen, die Interessantes zu sagen haben, da hätte man gern mehr davon gehört, bei anderen wäre es mit ein paar Sätzen auch getan gewesen. Grundsätzlich finde ich das spannend, und natürlich steigt auch meine Anspannung.

Endlich werde ich abgeholt und zum „Verkabeln“ gebracht. Ein Funkmikro wird angebracht, und ich komme zur „Schwingtür“. Eine Frau wartet noch auf ihren Auftritt. Drei Sessel, ein Bildschirm. Jetzt schaue ich mir die Show von hier aus an.
Die Frau geht hinein und beginnt ihre Geschichte zu erzählen. Jetzt ist nur mehr „mein“ beiger Stuhl frei, von der Kulissenwand durch die Schwingtür getrennt.
Unter dem Bildschirm ist auch eine Uhr. Wenn es stimmt, was ich sehe, ist die Aufzeichnungszeit schon ganz schön fortgeschritten. Naja, wahrscheinlich wird nachher noch allerhand geschnitten.

Ich überlege mir gerade meinen Einstiegssatz – wir sollen ja versuchen, auf die Vorredner einzugehen, hat es geheißen.  Da hat doch ein sehr sympathischer Anbieter von stromlosen Camps für Jugendliche über den Sinn seines Tuns im Leben gesprochen. Ich formuliere im Geiste: „Ich möchte in meinem Leben Menschen Freude machen, Menschen zum Nachdenken zu bringen, und auf Wunsch teile ich gerne meinen Erfahrungsschatz mit anderen.“ Ja, das passt gut. Damit kann ich zufrieden sein.
Auf einmal kommt Unruhe hinter der Bühne auf. „Meine“ Redakteurin deutet mir, weiter nach hinten zu kommen. „Du kommst nicht mehr dran!“
Ich denke: „Seids deppat worn“, sage: „Äh, ja, wieso?“
„Die anderen haben schon zu viel geredet. Das hat jetzt keinen Sinn mehr, dich auf die Bühne zu schicken.“
Ich erspar euch, wie es mir und was mir alles durch den Kopf gegangen ist. Haarschneider, Vorbereitungszeit, Fahrzeit, Aufregung, alles für die Katz. Und den Lebenswegpartner-Termin hab ich auch noch extra dafür sausen lassen.

Also wenn ihr in nächster Zeit die Barbara Karlich Show seht und der rechte beige Stuhl bleibt zum Schluss frei, dann bin ich nicht weit entfernt. Schätzungsweise vier Meter. Sieben Minuten vor Sendungsende schau ich auch ziemlich angefressen, aber hinter der Bühne, das sieht man in der Show nicht. Was einem am Lebensweg so alles unterkommt …

Euer Dieter

Foto: Dieter Juster

 

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