Expedition Lebensweg – Dieter Juster berichtet von 268 km Blog#26

Ich habe mich auf den Lebensweg gemacht. In 10 Tagen bin ich den Weg abgegangen und dann noch ein paar Kilometer mehr, um diesen am Karfreitag in Maria Taferl in der Kirche abzuschließen.
Schritt um Schritt immer dem Tagesziel entgegen und immer auch dem nächsten Mahl als Kraftspender. Ich habe mir vorgenommen, den Lebensweg in seinen verschiedenen Facetten auf seine Tauglichkeit zu überprüfen.

Mich mit meinem Leben zu beschäftigen. In meinem Fall auch als Projektinitiator mit der Entwicklung in den letzten drei Jahren auseinanderzusetzen.  Wichtig waren für mich Gespräche während der Wanderpausen, welche ich führen durfte. Nahversorger, BürgermeisterInnen, Wanderbeauftragte, Gastronomen,… Landwirte und auch andere Wanderer.  Mir für jedes Gespräch Zeit und Raum zu nehmen. Auf die Zeilen dazwischen zu hören. Mein Gegenüber gut wahrzunehmen, was mir sehr geholfen hat, war, dass ich in der Wanderzeit “Sudern-Fasten” ausgerufen habe: Soll heißen: ich darf nicht jammern, aber auch meine Gesprächspartner müssen sich an diese Regel halten – habe dies auch kommuniziert und so haben sich Gespräche in besondere Richtungen entwickelt. Ich denke diese Form des Fastens möchte ich in meinen weiteren Alltag weiter praktizieren.

“Warum gehst du alleine? Dies wollte ich eher nicht.” Das habe ich öfters gehört.- Ich mag es sehr, meine Geschwindigkeit selbst zu bestimmen.  Natürlich gilt es dann auch, mit den Tiefs alleine umzugehen, die natürlich auch da sind. Ein heißer Tee mitten in der Natur hat mir da sehr geholfen. Ich hatte das Glück, dass es die ersten Tage kalt war, aber nicht allzuviel geregnet hatte. Auch vom Wind war ich sehr verschont.
Ich hatte  Zelt, Schlafsack, Unterlagsmatte, Kocher und Geschirr dabei,  dies war wichtig, um meinen persönlichen Etappenplan einzuhalten. Gleich die erste Nacht habe ich in der Selbstversorgerhütte am Peilstein der Naturfreunde Yspertal übernachtet. Patschnass war es eine Freude, mir den Ofen im Schutzraum einzuheizen und meine Sachen über Nacht zu trocknen.
Ich bin auch  sehr unbedarft gegangen. Habe mich nicht um die Ruhetage der Gastronomiebetriebe gekümmert. Aber dies konnte ich wirklich nur machen, da ich ja mein “Notquartier” und mein nächstes Essen immer auch mitgetragen habe. Einmal habe ich im Zelt geschlafen –  ich wollte es wissen – vielleicht bin ich dafür doch ein wenig zu alt. Habe mir danach, dann doch immer ein Zimmer genommen.
Ich bin verpflegungstechnisch sehr gut durchgekommen. Ganz herzlichen Dank den Betrieben, wo ich eingekehrt bin und auch den Nahversorgern, wo ich meine Vorräte auffüllen konnte.

Wollte ganz bewusst etappenübergreifend gehen. Und auch die Tatsache, dass ich am dritten Abend meiner Wanderung  Konzertkarten in der Wiener Stadthalle hatte, machte die Planung nicht leichter.
Ich hatte mir da ein Zimmer in Dorfstetten genommen und mein Auto dort schon vorher geparkt. Also hatte ich für die Strecke vom “Stoananen Kornmandl”/St. Oswald bis Dorfstetten nur bis 17.00 Uhr Zeit. Das Konzert “World of Hans Zimmer” hätte passender nicht sein können. Danach war ich um 1.00 Uhr wieder im Quartier; um mich am nächsten Tag wieder auf den Weg zu machen.

Tag eins: Losau – Artstetten – Maria Taferl – Münichreith – Schutzhütte Peilstein
Tag zwei: Schutzhütte Peilstein – Nöchling – St. Oswald – Stoananes Kornmandl
Tag drei: Stoananes Kornmandl – Yspertal – Pisching – Ysperklamm – Dorfstetten
Tag vier: Dorfstetten – Bärnkopf – Weinsberg – Gutenbrunn – Edlesbergerteich
Tag fünf: Edlesbergerteich – Martinsberg – Roggenreith – Kirchschlag – Kottes – Els
Tag sechs: Els – Albrechtsberg – Großreinprechts – Sallingberg
Tag sieben: Sallingberg – Armschlag – Ottenschlag – Bad Traunstein – Edlesbergerteich
Tag acht: Edlesbergerteich – Martinsberg – Pöggstall – Braunegg – Raxendorf
Tag neun: Raxendorf – Zeining – Weiten
Tag zehn: Weiten – Leiben – Losau – Artstetten Maria Taferl

Geschenke, die gibt es in großer Fülle am Weg – natürlich ist es leichter; diese zu sehen, wenn das Wetter wie in den letzten Tagen meiner Wanderung außer Sonne nur Sonne geboten hat.
Da sind die Tiere des Waldes, die einem doch begleiten. Das Vogelgezwitscher, Rehe, Hasen, Eichkatzerln, Salamander, die einem begegnen.
Das Wasser, das einem mit Bacherln, Teichen, Tümpeln,… begleitet – anfänglich eben auch mit Regen, Schnee und Nebel…
Da sind auch die Häuser, an welchen man vorbeikommt. Sehr gepflegt mit allem Drum und Dran. Uns geht es schon sehr gut….

Natürlich ist mir sehr bewusst, dass wir in der Region in einer großen Veränderungsphase sind und doch gemeinsam schauen müssen, wie wir unsere Infrastruktur gut erhalten. “Wir haben´s in der Hand” steht auf unserem neuen Folder und so ist es auch gemeint.
Was kann ein jeder in den 22 Gemeinden dazu beitragen, damit der Lebensweg als unser gemeinsames Projekt gesehen wird? Denn nur dann können wir unsere langfristigen Ziele und Visionen erreichen. Ihr seht; ich habe das “Projekt Lebensweg” gedanklich beim Gehen mitgenommen. Meine Überzeugung ist, dass wir mit dem Lebensweg eine Möglichkeit haben, dem Südlichen Waldviertel eine zusätzliche besondere Qualität geben zu können.
Wie auf Facebook Resi Haltrich geschrieben hat: “Man braucht nicht nach Spanien ,s Woidviertl ist grod so schön zum Wandern, um abschalten zu können!”

Habe mir gerade meine Eintragungen im TourenTAGEbuch angeschaut, welche ich während der Wanderung gemacht habe.  Bin sehr bewegt davon. Sein eigenes Leben beim Gehen zu reflektieren. Anregungen im TourenTAGEbuch zu bekommen. Fragen zu beantworten, welche im Buch gestellt werden.
Ich bin sehr dankbar für die 10 Tage und auch für das, was wir in den letzten 3 Jahren gemeinsam erreicht haben. Habe jetzt Lust, den Weg einmal im Jahr am Stück zu gehen.
Braucht ihr nicht, es reicht, wenn ihr jedes Jahr ein paar Abschnitte geht, um nach ein paar Jahren den Lebensweg in seiner Gesamtheit bewandert zu haben. Dazu lade ich in jedem Fall herzlichst ein.

Euer sehr bereicherter Dieter

Fotos: Dieter Juster
Fotodokumentation von den einzelnen Tagen gibt es auf meiner persönlichen Facebookseite

 

 

Mehr über den Autor erfährst Du hier: Dieter Juster
Weitere Blogs von Dieter findest Du hier: Dieters Blogs