HURRA das Wanderfieber hatte uns wieder gepackt Blog#95

„MEIN LEBENSWEG“

So habe ich jeden meiner bereits vielen begangenen Weitwanderwege bezeichnet und es werden noch einige folgen.

„MEIN LEBENSWEG im Waldviertel“

Über das eigene Leben nachdenken, neue Ziele setzen, Träume verwirklichen…. Was ist der Sinn des Lebens? Wofür lohnt es sich zu leben? Was brauche ich, um glücklich zu sein? Besser auftanken, statt ausbrennen!!! Was bedeutet mir meine Gesundheit? Positiv eingestellte Menschen an meiner Seite zu haben!!! Warum war die Motivation da, diesen Lebensweg zu gehen? Brauche ich die Stille und die Ruhe?

Diese Fragen und noch viele andere schwirren oft in meinem Kopf herum. Und dann entstehen solche Ideen, Wünsche, Träume……aber dies zu verwirklichen ist eine andere Sache. Da braucht man eine eigene Motivation, etwas zu beginnen, sich über etwas Neues zu trauen. Und wenn man dann einmal mit solchen Illusionen anfängt, lässt es einem nicht mehr los.

Vor Jahren waren es kleine Spaziergänge, Tages- und Mehrtagestouren und es steigerte sich langsam immer mehr und mehr zu Weitwandertouren., wie z.B. jeweils eine Woche Berliner Höhenweg im Zillertal, der Stubaier- und Pitztaler Höhenweg, der Jakobsweg von Mauthausen (OÖ) bis derzeit in Bilbao an der Nordküste von Spanien in 5 Etappen – 2.500 km (1 Strecke bis Santiago de Compostella fehlt uns coronabedingt noch), der Johannesweg im Mühlviertel, der Alpe Adria Trail vom Gletscher bis ans Meer in 35 Tagen und 750 km war 2022 dran, und vieles vieles mehr. Alles selbst organisiert und mit vollem Gepäck am Rücken.

So hatte ich eines Tages im Lebensweg TourenTAGEbuch, welches ich von meiner Freundin Christa zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, zu blättern und zu lesen begonnen. Die Idee und Motivation zum Aufbruch am „Lebensweg im Waldviertel“ ist dann während der Pandemiezeit entstanden – alle Geschäfte und Lokale geschlossen, überall Lockdowns, keine Treffen mit Menschen, die Sehnsucht nach der Natur, nach der Freiheit war sehr groß und so entschlossen sich mein Mann Werner, teilweise unsere Freundin Christa und ich ziemlich spontan, am 5. April 2021, aufzubrechen.

Aber nicht an der beschriebenen 1. Etappe in Laimbach, sondern vor unserer Haustüre in Weiten (11. Etappe „Weisheit und Frieden“). Mit Gelassenheit und Ruhe – so spürte es sich an, als wir in der Früh am Ostermontag aufbrachen. Als erfahrene Wanderer war der Tagesrucksack mit etwas Proviant schnell gepackt und bei sonnigen und windigen 12 Grad ging unsere Fußreise los – über Leiben, wo man vom Henzing einen wunderschönen Ausblick ins Donautal hatte, weiter nach Artstetten, wo auf einer Hausmauer stand – „Der Weg ist das Ziel“, das auch immer wieder unser Wandermotto ist. Auf einem Bankerl unterhalb des Schloßgartens von Artstetten war eine kleine Brotzeit im Freien angesagt. Zu einem Picknick im Grünen war es noch zu kalt. Begegnungen gab es kaum, viele hielten sich wahrscheinlich an die Vorgaben der Quarantäne. Wir waren uns so sicher, dass wir die Natur brauchten und genossen das Durchstreifen der Wälder, wo zum Teil die Sonne hereinblinzelte, manchmal war ein Geplätscher eines kleinen Rinnsals hörbar, dann konnte man wieder Vogelstimmen aus der Ferne wahrnehmen, die vielen Frühlingsboten beobachten, die schon langsam aus der Erde sprossen, dazwischen manchmal ein wenig plaudern, sich was erzählen und natürlich unaufhaltsam gehen. Solche Momente kann man nur in dieser naturverbundenen Freiheit und Stille genießen.

Obwohl unser Schritttempo einiges abverlangte, spürten wir ein unendliches Lebensgefühl. Bald war unser 1. Etappenziel in Reichweite und die Türme der Basilika von Maria Taferl (Ende Etappe 12 “Grenzüberschreitung – der zweite Übergang”) waren bereits von weitem sichtbar. 23 km, 5½ Stunden, keine Spur von Müdigkeit – hurra – das Wanderfieber hatte uns wieder gepackt. Und geparkt hatten wir dort auch unser Auto zur Heimfahrt. Doch vorher zündeten wir noch eine Kerze in der Basilika mit einem Glücksgefühl der Dankbarkeit an.

Der Anfang des Lebensweges war gemacht und der Ansporn zum Weitergehen war unumgänglich da. Wir mussten lediglich für die Heimfahrt jeweils ein Auto am Start und Ziel stellen. Somit konnte man die Tagestouren kurzfristig und spontan planen. Und so kam es, dass wir den Lebensweg, der 13 Etappen umfasst, am 18. Mai 2021 nach 10 selbsteingeteilten Tagesetappen Weiten überglücklich erreichten – insgesamt 275 km, 65 Stunden Gehzeit, 7.440 hm Aufstiege und dasselbe im Abstieg. Natürlich musste man teilweise bis zu 30 km am Tag in Kauf nehmen.

Eines mussten wir leider feststellen, dass das rege Dorfleben, Begegnungen, um am Wege mit Einheimischen zu plaudern, vielleicht einen Kaffee oder ein Glas Bier im Dorfwirtshaus zu konsumieren sowie bei einem traditionellen Fest ungeplant durchzuschlendern, coronabedingt komplett in den Hintergrund gedrückt worden sind.
Trotz allem war für uns jeder Teilabschnitt ein Highlight und kein Wetter hielt uns ab, Tour für Tour zu planen. Ob Graupelschauer bei 3 Grad in Münichreith, ob windig, frostig bei 8 Grad in Bad Traunstein und dann wieder frühlingshafte, sonnige, angenehme Temperaturen. Es gab so viele unvergessliche Eindrücke und es kommt immer wieder vor, dass wir einige Tagesstrecke nochmals gehen.

Wir sind so stolz, mitten in diesem Naturjuwel, im südlichen Waldviertel, zu wohnen und zu beobachten, wie wertvoll unser Lebensraum in dieser Gegend noch ist.

Nachdem ja der Lebensweg ein Zusammenspiel vom Ysper- und Weitental-Rundwanderweg und vom Kremstalweg ist, hat mich so sehr die Achterschleife auf der Landkarte fasziniert – eine Verbindung vom südlichen ins nördliche Waldviertel. Und das Waldviertel hat nicht umsonst diesen Namen, denn man durchstreift unendlich viel Wald, wo viele Kraftplätze spürbar sind. Es ist teilweise wie Meditation.


Mit der Achterschleife verbinde ich immer wieder die Gedanken – den Geist und die Seele, – die Herzenswärme – das Achten auf körperliche Gesundheit und gute, regionale Ernährung – auf das eigene Leben achten – die Mitmenschen und gute Freunde beachten – achtsam mit sich selbst umgehen – auf die Familie achtgeben – positive Momente beachten – das Miteinander spüren und beobachten, – diese vielen Impulse sind unser Lebensinhalt und auf diese müssen wir besonders achtgeben!!!!

Ich möchte jedem einen Wink geben, der sich in einer halbwegs gesundheitlichen Körperverfassung befindet, sich auf den Lebensweg aufzumachen und sei es nur ein kleines Stück – zu probieren, wie gut sich das anspüren kann. Es gibt einem so viel Energie und wieder neue Lebenskraft. Es ist nicht die Länge des Weges maßgebend, die man bewältigt, sondern das Tun!!!! Also auf zum nächsten Naturerlebnis!!!!!

Mit lieben Grüßen
Berta Biecker

Gastautorin: Berta Biecker aus Weiten, im Südlichen Waldviertel (ehem. Gemeindesekretärin in Weiten, bereits im Ruhestand)
Fotos: Berta Biecker

  1. Roswitha sagt:

    Liebe Berta,
    du hast die Wanderungen so anschaulich und eindrucksvoll beschrieben mit vielen Details, die den Weg ausmachen. Es motiviert zum “Tun” und selber den Lebensweg im Waldviertel zu erwandern.

    Mit wanderfreudigen Grüßen
    Roswitha

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