Monika Stangl unterwegs am Lebensweg Blog#43

Am Lebensweg –  wahrlich eine Erfahrung fürs Leben

Schon in der Anfangsphase der Entstehung des Lebensweges muss ich auf ihn gestoßen sein, denn als ich heuer überlegte, was ich denn unternehmen könnte, stieß ich auf ein gespeichertes Lesezeichen am PC – lebensweg.info.

Sofort wusste ich – DAS ist das Richtige für den heurigen Urlaub! Oft gehe ich bei meinen Weitwanderungen bis zu 30 km am Tag, doch diesmal nahm ich mir vor, die Etappen wirklich einzuhalten, um die Impulse des TourenTAGEbuches besser umsetzen zu können.

Es hat sich gelohnt: Den Jakobsweg durch Spanien brauche ich nicht mehr – ich habe DAS gefunden, was ich seit Jahren bei meinen Wanderungen immer gesucht habe: Die innere Ruhe, das Annehmen all meiner Geschichten, die das Leben so schreibt, das Loslassen und Verzeihen.
Ganz bewusst habe ich den Weg in Maria Taferl begonnen. Die Ahnen gehören für mich vor meiner Existenz dazu (und praktischerweise ist es leichter, nach und von Maria Taferl öffentlich zu reisen, als nach Laimbach/Ostrong). Es war sehr spannend, mich mit den Generationen vor mir auseinanderzusetzen.

In  Ysper – dem tourenmäßigen Ort meiner Geburt – saß ich am Abend auf einer Bank und schrieb mein Tagebuch, dabei fühlte ich mich so sicher, so ruhig und geborgen wie in einer Blase, und als ich am nächsten Tag aufwachte, hatte ich tatsächlich das Gefühl, neu geboren zu sein, alles Negative hinter mir gelassen zu haben und nur das Schöne mitzunehmen, offen und neugierig in mein weiteres Leben zu gehen.
Es war unglaublich, wie viele Erinnerungen im Lauf der Tage aufgetaucht sind, wie gut es tat, bewusst Dinge noch einmal durchzudenken und dann abzuhaken; spannend war es, in die Zukunft zu denken. Ich bin zwar ziemlich sicher schon über die Hälfte meines Lebens hinaus, aber dennoch gibt es hoffentlich noch viel Zeit, die Zukunft zu planen – das möchte ich ganz bewusst tun. Überrascht war ich, über den Tod in keinster Weise negativ und belastend denken zu müssen. Als gläubiger Mensch kann es eigentlich nur eine wunderschöne Fortsetzung werden.
Mit diesen erhebenden Gedanken war es einfach wunderschön, die Kirchturmspitzen von Maria Taferl immer deutlicher erkennen zu können und damit ans Ziel des Weges zu kommen.

Habe ich in den ersten Tagen – wie bei jeder Wanderung immer wieder überlegt – warum ich mir nicht endlich mal einen ruhigeren, weniger anstrengenden Urlaub gönne, war es mir ab dem Abend in Ysper wieder klar: nur durch das Gehen habe ich diese intensive Verbindung mit der Natur, kann ich zurückblicken und Ideen sammeln, kann ich über mich und all meine verwandt- und freundschaftlichen Beziehungen nachdenken.
Mit jedem Tag wurde das Gehen leichter, beschwingter, mit viel mehr Freude erfüllt.

Es war einfach wunderschön, jeden Tag auf freundliche Gastgeber zu treffen, auf Menschen, die es schön finden, wenn jemand ihre Heimat durchwandert, obwohl sie selber keine Möglichkeit haben, eine längere Pause zu machen. Besonders berührend war es für mich, als mich eine Dame vor der Sonntagsmesse in Heiligenblut* angesprochen hat, wie toll sie es findet, dass eine Wanderin des Lebensweges mit ihnen Messe feiert. Sie hat ihre Freude vielen Messbesuchern mitgeteilt und mir nach der Messe ein Gedenkbild mit dem Pilgersegen mitgegeben.
Es war nett, den Leuten zu erzählen, wo man bei dem Weg überall vorbeikommt und wir sind ein paar Mal draufgekommen, dass die Leute des aktuellen Tages Menschen der vorhergegangenen Tage kennen.

Die Landschaft des Waldviertels ist einfach wunderschön und abwechslungsreich – jedesmal wenn ich aus einem Wald hinaus kam, schaute die Landschaft wieder anders aus. Die Wälder einmal mit Nadel- dann wieder mit Laubbäumen, lassen einen ununterbrochen staunen. Wie unendlich beeindruckend sind die riesigen Granitblöcke, die einen Tag für Tag begleiten, der Herzsteinweg mit allen Geschichten dazu war ein besonders berührendes Stück. Die vielen Teiche – am Weyer Teich glaubt man, man sitzt in den Weiten Kanadas – haben eine unendlich beruhigende Wirkung und lassen die Zeit, wenn man sich zum „ein bisschen schauen“ hinsetzt, ganz schnell vergehen.

Es war ein intensives Blumenerlebnis, abgesehen von der gerade noch stattgefundenen Mohnblüte, eine  Vielzahl an Pflanzen in allen Farben zu sehen. Die ersten Pilze waren schon zu entdecken und Unmengen von Heidelbeeren, Erd- und Himbeeren waren meine Stärkungen zwischendurch. Sehr oft stoppte ich meinen Weg, weil eine Kröte, ein Heupferd… durch meine Beine hüpfte, weil eine Eidechse sich sonnte, ein Feuersalamander plötzlich auftauchte, ein Hase ganz unerschrocken in 2 m Entfernung sitzen blieb – wann hat man die Ruhe, auf solche Dinge zu achten als bei so einem Urlaub?

Jetzt bin ich wieder zurück im Alltag, aber das ist tatsächlich geblieben: Ein neues Lebensgefühl, die Leichtigkeit des Seins, ein ständiges zufriedenes Lächeln und ein beglückendes Zurückdenken an eine wunderbare Zeit im Waldviertel.

DANKE für diesen Weg, DANKE für das TourenTAGEbuch – ohne dieses hätte ich viele Erkenntnisse auch heuer nicht gefunden.

Monika Stangl , 55 Jahre; Sonderschullehrerin aus Wien. Unterwegs von 10. – 22. Juli 2019

Anmerkung des Lebensweg Teams:
*Heiligenblut in der Gemeinde Raxendorf liegt nicht direkt am Lebensweg. Monika Stangl wollte die Messe in der Wallfahrtkirche besuchen und hat daher ihren persönlichen Lebensweg ein wenig verändert.

Fotos: Monika Stangl