…der zweite Übergang kann noch warten… Blog#21

                                 Von Leiben nach Maria Taferl im zeitigen Frühjahr, Etappe 12 

                                                    Grenzüberschreitung – der zweite Übergang

 Auch beim Verfassen dieses Blogs halte ich es mit dem guten Herrn Wolfgang von Goethe, der einmal meinte:
“Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen”.

Der warme Frühlingstag war bestens geeignet für diese erlebenswerte Route. Mein Mann und ich starteten am Parkplatz vom imposanten Europaschloss Leiben, dessen Aktivitäten wichtige Impulse für die Region darstellen. Vorbei am netten Ort Leiben mit seiner Richtung Süden ausgelegten Siedlungsstruktur waren wir schnell im freien Feld. Hier befindet man sich am niedrigst gelegenen Teil des Weitwanderweges, was man auch in dieser Jahreszeit an der Vegetation merkt. Herrlich zartes, frisches Grün mit dem Blau des Himmels und der strahlenden Sonne ist nach dem langen Winter schon Balsam für die Seele.

Die Aussicht am Henzing ist malerisch, die ruhig dahinfließende Donau verleiht dieser Landschaft einen besonderen Reiz. Vorbei an Kaumberg und Neuweinzierl sind wir bald in Losau angekommen. Weite, gepflegte landwirtschaftliche Flächen prägen die Gegend, die Wälder sind hier in die Ferne gerückt. Außerhalb von Losau in der Nähe des Erlanghofes, beschließen wir, bei einem besonders netten Aussichtspunkt auf einem Bankerl eine kurze Rast einzulegen. In der wärmenden Sonne sitzend, treffen wir auf eine alte Dame aus dem benachbarten Dorf. Mit der leutseligen Maria Schroll kommen wir gleich ins Gespräch.

Mit ihren 88 Jahren  musste sie schon schwere Schicksalsschläge verkraften. Sie erzählte uns auch über die Geschichte des Erlanghofes, wo nach Kriegsende traumatisierte Kinder aus der Stadt Erholung fanden.  Maria ist losgelöst von ach so “wichtigen” Dingen des Lebens, so locker und gut gelaunt mit einer netten Portion von trockenem Humor, daher denke ich so bei mir: ‘Hier kann der zweite Übergang schon noch warten’. Zum Abschied meinte sie noch augenzwinkernd: “Na, warten wir ab, was uns der Lebensweg noch bringt, vielleicht

Maria Schroll aus Losau

sehen wir uns ja hier nochmals wieder!” Das wäre sicher sehr nett und ganz in unserem Sinn.

Beinahe eben dahin zwischen Feldern  und  frühlingsgrünen Wiesen kommen wir nach flott Hasling, von wo es nicht mehr weit bis nach Artstetten ist. Das imposante Schloss Artstetten, das für diesen Ort sehr prägend ist, hat sich als Besuchermagnet einen wohlklingenden Namen gemacht und öffnet Ende März wieder seine Pforten. (Das sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, geschichtsträchtig und mit ausgesuchter Freundlichkeit wird man hier hervorragend bedient.)

Mittlerweile war es Zeit geworden für einen stärkenden Kaffee und herrlich duftendem Topfenstrudel, den wir auf der sonnigen Terrasse  des Schlossgasthofes bei der freundlichen und hilfsbereiten Wirtin Maria-Luise Niederleitner  genossen.

Den letzten Teil der Strecke nach Maria Taferl traten wir nun gestärkt an. Mit einem letzen Blick auf die südseitige Fassade des beeindruckenden, weithin sichtbaren Bauwerkes des  Schlosses von Artstetten auf der Rechten und eine offene, weite Landschaft im Hintergrund mit den schneebedeckten Bergern  auf der Linken ging es Richtung des bekannten Wallfahrtsortes. Nach dem netten Dorf Unterthalheim und dem Roten Haus tauchen bald schon die Türme der Basilika auf. Im goldenen Schein der untergehenden Sonne kommen wir am Rand des Golfplatzes nach Maria Taferl und erhaschen gerade noch in warmes Licht getauchte Bilder der herrlichen Landschaft. Unter uns der silbrig glänzende Donaustrom, die wundervolle Basilika, aus der in diesem Moment die Orgel ertönt und der rosafarbene Dunst des Sonnenuntergangs  am Horizont vervollständigt das unglaublich harmonische Bild.

Nicht ganz zu dieser Harmonie passte dann die Tatsache, dass ich die Autoschlüssel meines Autos, das in Maria Taferl geparkt war, im Auto meines Mannes in Leiben vergessen hatte und ich nun ein Taxi dorthin benötigte.

Etwas geschockt (es war mittlerweile 18 Uhr geworden) suchte ich im Cafe Schüller nach einem rettenden Engel, der mich nach Leiben bringen konnte. Sofort bot sich die Chefin des Hauses an, für mich Taxi zu spielen. Unterwegs plauderten wir so nett und sie verweigerte bei unserer Ankunft jegliche Bezahlung meinerseits, indem sie bemerkte, dass sie sowieso heute noch keine Gute Tat begangen hätte und das gleich ein guter Anlass sei. Ich versprach dafür, mit meinen fünf Enkelkindern zum Eisessen zu kommen und um mit ihr mit einem Glas Wein auf ihre Hilfsbereitschaft anzustoßen.

Solche Geschichten und Begegnungen mit  netten und hilfsbereiten Menschen am Lebensweg mag ich wirklich und sie unterstreichen noch das  Erlebnis des Wandern an diesem wunderbaren Weitwanderweg!

Du solltest dich jetzt auch langsam auf den Lebensweg aufmachen, es gibt soviel zu erleben!

Servus!

Deine Ingrid

 

Fotos: Ingrid Kleber

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