…zwischen sanften Hügeln ….. und der Weisheit des Alters Blog#30

Von Zeining zur Mutterkirche der Region, nach Weiten

“Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie ALT werden” (Franz Kafka)

An einem klaren, milden Frühlingstag mit hochziehenden Haufenwolken und wunderbarer Fernsicht nahmen wir die Etappe von Zeining nach Weiten in Angriff. In dieser Gegend bemerkt man sehr deutlich, dass der Wald und unzählige Christbaumkulturen eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung haben. Über bestens ausgebaute Wege geht es immer ganz schön bergauf, was mich manchmal ein bisschen zum Atemholen zwingt.

Erstaunlicherweise  kommt man auf diesem Abschnitt in kein einziges Dorf. Nur die Häuser einiger kleiner Rotten, die ganz romantisch in  sanfte Hügel eingebettet sind, grüßen aus der Ferne. Es muss eine besondere Lebensqualität darstellen, fernab der Hektik  der Städte und der Verkehrsströme inmitten  dieser zauberhaften Landschaft von und mit der intakten Natur zu leben!

Entspannung auf der Waldlichtung

Bald sind wir aus dem Wald draußen und genießen beim netten Rastplatz des “Nonnersdorfer Kreuzes” unsere wohlverdiente Pause. Beim Blättern in meinem TourenTAGEbuch fiel mir auf, dass diese Wegstrecke gedanklich in unserem Leben dem Alter, der Gelassenheit und der Weisheit gewidmet ist. Man weiß ja nicht wirklich – zumindest kann man es sich im momentanen Leben gar nicht so genau vorstellen, was einmal sein wird, wie es einem dabei körperlich und mental ergeht. Ich erinnerte meinen Mann  dann an Maria, die mir seit vielen Jahren höchsten Respekt abgewinnt und über die wir schon oft gesprochen haben.

Die Gelassenheit und die mentale Kraft von Maria  – Ich kenne sie schon viele Jahre aus meiner Arbeit mit den Senioren in unserer Gemeinde. Sie lebt in einem kleinen, alten Häuschen an der Kleinen Krems, eigentlich mitten im Wald. Ihr Mann ist schon lange tot, sie hat einen Sohn verloren und das lange Leben bot ihr nicht immer nur Sonnenschein. Sehr oft, wenn ich an dieser romantischen Strecke walke, besuche ich meine mütterliche Freundin. Bei einer Tasse Kaffee erlaubt sie mir, mich in ihre Gedankenwelt ihres Lebens eintauchen zu lassen. Sie ist immer fröhlich, nie verhärmt, lacht so gerne und ist tiefst zufrieden mit ihrem Leben. Mich  beeindruckt ihr kristallklarer Geist, ihr Erinnerungsvermögen und ihre gewandte Ausdrucksweise. So schildert sie ihre Kindheit, die wohl arm aber von der Liebe der Eltern geprägt war, ihrer Flucht von zu Hause, den Kriegswirren und ihrer politische Sichtweise der Geschehnisse von damals. Als sie 80 Jahre alt war, habe ich sie dem Geschichtslehrer der Mittelschule in Els  als Zeitzeugin für den Unterricht empfohlen.

Die Schüler damals waren begeistert von ihrem Humor und ihrer Lebenserfahrung. Manchmal, wenn ich sie besuche, läuft im Fernsehen gerade eine heilige Messe, vielleicht ist auch ihr spiritueller Zugang zur Religion für ihre Ruhe und Gelassenheit verantwortlich.Wer weiß?  Sie ist auf jeden Fall mein “Vorbild”, wenn ich das Alter so schaffen könnte, hätte ich keine Bange. Übrigens, mittlerweile ist Maria schon 95 Jahre alt, ziemlich wackelig auf den Beinen, manchmal ein bisserl verwirrt, aber sie lacht noch immer so gerne …..

Diese Weite der Landschaft!

Mit solcherart positiven Gedanken an das Alter marschieren wir weiter Richtung Weiten. Uns hat diese Wegstrecke besonders gut gefallen, sanfte Hügel, gepflegte landwirtschaftliche Flächen, tiefe Wälder, ruhig, fernab aller Störelemente beim Wandern. Leicht und beinahe eben zu dahinzuwandern ist echt angenehm, bis wir zum “Abstieg” nach Weiten kommen. Hier wird der Weg plötzlich ziemlich steil und es ist absolut vorteilhaft, Stöcke dabei zu haben. Durch die Bäume schimmert bereits die mächtige, im gotischen Stil erbaute Mutterkirche der Region, die du auf jeden Fall besuchen solltest.

Noch viele bauliche Elemente erinnern an eine sehr geschichtsträchtige Vergangenheit. Auch der wunderschöne, teils historische Marktplatz mit einer Prangersäule und einer Statue des Ritters Roland mit gezogenem Schwert  zeigt diese geschichtliche Verbundenheit noch bis heute.

Ein Spaziergang in dem netten Ort, wo wir auch bei dem weithin bekannten Unternehmen der Firma Jindra vorbeikamen, beendete diese wunderschöne Etappe am Lebensweg, wobei wir uns noch vornahmen, demnächst die interessante Ausstellung im Sonnenuhrenhaus und Sonnenuhrengarten anzuschauen.

Wieder mal eine wunderschöne Etappe!

Bis bald

Deine Ingrid

Fotos des Abschnittes von Zeining nach Weiten: Ingrid Kleber

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